Dienstag, 9. November 2010

FuK: Die Flucht nach vorn

Gerade erst der Philosophie entkommen, schon stellt sich noch auf der Flucht eine geradezu prekäre Frage: Wohin?
Wohin fliehen?
Ich bin tatsächlich noch immer ein wenig gebeutelt, ein wenig enttäuscht, von mir und der Welt und, ja, auch ein wenig von der Philosophie. Aber das hilft mir nicht, denn es muss weitergehen. Ich muss doch Punkte sammeln. Noch immer missmutig erkundige ich mich bei den mir bekannten Kommilitonen und erfahre, dass sie ihre ECTS-Punkte im Exportmodul der Friedens- und Konfliktforschung zu ergattern gedenken. Aber nicht nur das. Man lerne über und von den Konflikten dieser Welt, man erfahre, sie zu unterscheiden und einzuordnen; und im besten Fall zu lösen.   

Schreibt zum ewigen Frieden: Kant











































Friedens- und Konfliktforschung.
Das ist ein Joker, den die Marburger Universität bereithält, und - ganz platt gesagt - ein Bonus auf dem Zeugnis. Nur an wenigen deutschen Universitäten ist das Fach, das kurz einfach nur FuK genannt wird, zu studieren; da wären noch Augsburg, Tübingen, Heidelberg. 
Und obgleich der Begriff der Friedens- und Konfliktforschung nicht jedem bekannt ist, so sei gesagt, dass man mit diesem Fach nichts falsch machen kann. Ein bisschen FuK kann gar nicht schaden.

Gleich in der ersten Vorlesung werden Schemata und Tabellen an die Wand geworfen, wir hören von Krisenherden und lernen langsam, zwischen Krieg und Konflikt zu unterscheiden; kann man bei dem Nordirlandkonflikt bereits von einem Krieg sprechen? Wo fängt Krieg an? Und ist überall dort, wo kein Krieg herrscht, automatisch Friede? Wir begegnen dabei einem alten Vertrauten, der vom Ewigen Frieden schreibt.
Da ist er wieder, Immanuel Kant.
Ein bisschen besänftigt bin ich, denn die Philosophie greift überall ein; sie ist Werkzeug und Verstand zugleich. Ein Narr, dem es gelingt, ihr zu entkommen.

Doch zurück zur Friedens- und Konfliktforschung.
Was macht sie so wichtig? Warum ist sie so gefragt?
- Weil die Krisenherde dieser Welt sich vermehren. Weil wir nach Erklärungen suchen; und weil wir Berater benötigen, die sich auf diesem Gebiet auskennen und die wir zu Rate ziehen können. Weil die Anzahl der Konflikte und innerstaatlichen Krisen ab 1945 gestiegen ist und ihren traurigen Höhepunkt in den 1990er Jahren erreichte. 

Und während wir all das hören, wird uns jedoch eine weitere Frage gestellt: Wo finden wir Frieden auf der Welt? Heute? 
Ein bisschen zaghaft wird Skandinavien genannt. Die EU. Nordamerika. Australien. Die Schweiz. Nord- und Südpol. Es fallen weitere Namen.
Wir lernen, zu verstehen.
Zwar weiß ich noch immer nicht genau, wohin ich gehe in diesem Labyrinth aus Studiengängen und Möglichkeiten, und doch habe ich mit dem Exportmodul der Friedens- und Konfliktforschung zumindest ein gutes Gefühl errungen. 
Foto Kant: uni-duesseldorf.de

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