Donnerstag, 11. November 2010

Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral

Ein Selbstversuch, Teil I


Auf diesem stetig steilen Weg zur Wissenheit kann man auch mal hungrig werden. Und so befasst sich der heutige Artikel mit dem Speisen, mit der Esskultur des studentischen Daseins. 
Kochen wir tatsächlich nur Nudeln mit Tomatensoße oder Tütensuppen à la Knorr? Döner und Pizza auf die Hand? Und welche Bedeutung stellt der Preis?
In den ersten drei Wochen meines Studentendaseins ernährte ich mich beinahe ausschließlich von Schokolade. Unglücklich machte mich das nicht; und doch wurde mir von vielen Seiten nahegelegt, ein wenig Vielfalt zuzulassen. Keine Angst vor Veränderungen; den Spaß an der Abwechslung entdecken. 
Abwechslung bietet die Mensa am Erlenring ganz gewiss. Jeden Tag werden mindestens drei verschiedene Gerichte angeboten; und so ist scheinbar für jeden etwas dabei, denn auch hier gilt: Geschmäcker sind verschieden.

Menu 2: Alles Quark.
An diesem heutigen Donnerstag ist die Mensa stark gefüllt. Es ist 12.30 Uhr und die Masse (wissens-)hungriger Studenten gönnt sich eine Pause. Auch wir sind hier.
Angetrieben, von dem verlockenden Gedanken, dass es Pudding geben möge, - und dem ohnehin knurrenden Magen - betreten Christina und ich die Mensa; für den heutigen Tag entscheiden wir uns für die obere Mensa, die ein wenig preiswerter sei und in der man ausschließlich mit der U-Card, der Studentenkarte, bezahlen kann. 

Wir reihen uns ein in die Schlange der Essensausgabe. Beim kurzen Blick auf die geradezu menschenleere Suppenabteilung wird eine weitere Entscheidung getroffen: keine Suppe.
Denn mit der heutigen Kraftsuppe kann man mich nicht locken. Dennoch sollte man das Suppenangebot allgemein nicht unterschätzen, - man darf selbst würzen und kommt meist schneller zum Essen. 
Nun wird das Hauptgericht herausgegeben, und da wird es nun für uns interessant. Heute stehen zur Auswahl: 
- Chicken Chips in Tomatensauce, oder
- Bratlingkroketten in Dillrahmsoße, 
dazu jeweils zwei Beilagen. 
Da es sich um ein geradezu wissenschaftliches Experiment handelt, wählen wir unterschiedliche Menus; Christina entscheidet sich für die Chicken Chips, während ich die Vegetarierfreundlichkeit der Mensa testen werde und zu den Bratlingkroketten greife. Als Beilagen sind sowohl unterschiedliche Salate wie diverse Nachtischoptionen möglich. 
Begleitet werden wir zusätzlich von Kerstin, die sich für das Tagesmenu, einen riesigen Germknödel in Vanillesoße samt Beilage entschieden hat. Keiner von uns zahlt mehr als 3.00 Euro.

Platz 2: Chicken Chips in, ja, in was?
Doch der tatsächliche Test beginnt erst jetzt - und so viel sei gesagt; er spricht nicht gerade für die Mensa.
Laut Kerstins Aussage ist der Germknödel ein wenig trocken, doch die Vanillesoße und der unschlagbare Preis von 2,55 Euro beeindrucken. Hierbei sei angemerkt, dass wir vergeblich den Pudding bei den Nachspeisen suchten, und dies Christina in einen geradezu depressiven Zustand stürzte. Auch deshalb geht der Germknödel eben wegen der Vanillesoße schon recht bald in Führung.
Das Puddingmanko mag Christina als bereits enttäuschte Teilnehmerin nicht objektiv erscheinen lassen; doch keines Weges zu kritisch testet sie ihr Menu samt Reis und Salat, für das sie 2.35 Euro bezahlt hat. Der niedrige  Preis ist es schließlich auch, der sie über ihre Fehlentscheidung hinweg trösten kann. 

Fehlt einzig und allein das dritte Gericht, das mich ganze 3.00 Euro kostete; ich bin an dieser Stelle froh über die drei Beilagen, die meine Enttäuschung über die Bratlingkroketten und die begleitende Dillrahmsoße zumindest ein wenig stillen können. Der Quark als Nachtisch ist, zugegeben, nur Wunschersatz für den nicht existenten Pudding, dafür aber deutlich gesünder. 
Ein wenig frustriert sitzen wir an unserem Tisch.  
Gegenüber sitzen ein paar männliche Studenten, die sich neben dem Germknödel eine Extraportion Pommes gegönnt haben. Genüsslich tunken sie die Kartoffeln in die Vanillesoße; so schnell können food studies zu gender studies werden.  

Schmeckt auch gut zu Pommes: Riesengermknödel
Nach einer kurzen Jurybesprechung, haben wir entschieden: Gewonnen hat der Riesengermknödel in Vanillesoße für schmackhafte 2, 55 Euro samt Pfirsichen und Blumenkohl. Leicht nachzügelnd erklimmen danach die Chicken Chips das Treppchen. Ein wenig sehr weit abgeschlagen liegen die Gemüsebratlinge in Dillrahmsauce.

Doch was sagt uns dies? 
Ich werde niemandem abraten, in der Mensa zu essen, - weiß ich doch selbst, dass ich an anderen Tagen schon besser dort gegessen habe; und dass ich andernorts bereits deutlich mehr als drei Euro für ein komplettes Menu gezahlt habe. 

Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei der Mensa für den heutigen Tag gegönnt.   
Vielleicht haben wir uns einfach den falschen Tag zum Testen ausgesucht; vielleicht waren wir auch ein wenig voreingenommen in unserem Puddingwunsch. Eines ist jedoch sicher: es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir in der Mensa aßen.
Für den nächsten Besuch gibt es von Christina einen heißen Tipp: Mehr Pudding! Sie war es nämlich auch, die sich im Anschluss eine Familienpackung Vanille-Schoko-Pudding kaufte, - und das kann ja nicht Sinn der Sache sein.

1 Kommentar:

  1. ganz einfach: Mensa wechseln. Die auf den Lahnbergen ist a) schöner b) deutlich leerer c) Puddingfan-freundlicher [hier darf man seinen Nachtisch aus großen Schüsseln selbst zusammenrühren] d) mit freundlicherem Personal bedacht allerdings e) gibt es meistens eine etwas andere Auswahl als in der Stadt. Mal zum Positiven, mal zum Negativen.

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