Donnerstag, 9. Dezember 2010

Adventus - die Ankunft

Es ist ein absoluter Trugschluss, dass die Weihnachtszeit etwas mit Besinnung zu tun hat; und es ist absolut menschlich, dass man stets, Jahr für Jahr, dazu bereit ist, zumindest für einen kurzen Moment der Gutgläubigkeit, sich auf diesen Trugschluss einzulassen. 

Das böse Erwachen ereilte mich Montagmorgen. Schon da vermisste ich diesen trägen Zustand, den die Reading Week mir in dem emotionalen Rausch des Erstidaseins – neue Stadt, neue Leute, neue Wohnung, neues Leben – ermöglichte. 

... vergeht auch die Zeit im ersten Semester.
So selbstverständlich es doch sein mag, über den Weihnachtsmarkt an der Elisabethkirche zu schlendern, und all die verschiedenen Gerüche von Waffeln und Bratwurst in sich aufzunehmen, so wenig Zeit bleibt doch dafür. Die Weihnachtszeit ist zu knapp bemessen, und so gehen die ersten zwei Monate meines Studentendaseins recht schnell vorbei.  

Doch ich möchte nicht allzu lange lamentieren; denn mein Studium ist klasse. Ich merke es jeden Tag und das tut gut, vor allem, wenn man fast zwölf Stunden durch die Uni düst, Referate hört und auch selbst hält, Vorlesungen besucht, und sich den Mensa…versuchungen hingibt. 
Dass ich Teil des Geschehens bin, das jeden Tag von der Mensa zur PhilFak, von der BIB zum Hörsaalgebäude rast, ist schon beinahe so normal, dass ich geradezu vergesse, dass ich erst seit Oktober hier bin. 
Und das stimmt mich zufrieden. 
Denn trotz meiner Skepsis gegenüber der vorweihnachtlichen Hektik, mit all ihren Begleiterscheinungen, ist es mir doch scheinbar unbewusst geglückt, das zu erreichen, was eigentlich in diesen wenigen Wochen vor Weihnachten auf dem Plan steht: ich wage es, zu behaupten, ein Stück weit angekommen zu sein, mitten im Advent, mitten in Hessen, hier in Marburg, zu dem der weiße Puderschnee doch ach so gut passt. 
Zwar bringt das tägliche Vor-die-Tür-treten ein gewisses Risiko mit sich, und trotzdem kann ich glücklich verkünden, dass ich noch nicht ausgerutscht bin - was freilich nach diesem Beitrag der Fall sein wird.  
Doch bei so viel Zufriedenheit wäre mir selbst das vollkommen egal.

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