Dienstag, 21. Dezember 2010

Quo vadis?


Wenn ich meinen Studiengang nenne, scheitern die meisten bereits an seinem Namen. Doch fernab der Frage, was es eigentlich ist, diese Mischung aus Ethnologie, Anthropologie und Religionswissenschaft, bleibt eine weitere, eine möglicherweise viel essentiellere: was tun damit? 

Was macht man als Ethnologe? Wo kann ich mein Wissen anwenden (außer im Alltag)? Besteht meine Zukunft etwa aus ewiger Feldforschung? Oder bin ich gar gezwungen, mich beruflich von dem, was ich nun erlerne, zu distanzieren?
Dass einige Kommilitonen eigentlich zur Lufthansa wollten und nur ein wenig Zeit verstreichen lassen, mag noch mehr den Eindruck verstärken, dass Ethnologie ein Alibistudiengang ist. 
Doch so ist es nicht.

Zwar wissen wir bereits seit der Orientierungswoche, dass die Jobaussichten unseres Studienganges eher gering sind; denn schon dort trafen wir auf Religionswissenschaftler, Anthropologen und Ethnologen, die freundlich nickten und ungläubig den Kopf schüttelten – und jetzt in Ledergeschäften Taschen verkaufen oder als Pizzadienst durch die Gegend fahren.
Aber, so platt es klingt, das kann auch Juristen geschehen. Während eines Praktikums beim WDR erklärte man mir, dass es mehr arbeitslose Anwälte gäbe als Germanisten oder Anthropologen. Es  klingt böse, gerade an dieser Stelle mit derartigen Geschützen zu feuern, doch ist die Frage nach dem wohin relativ existenziell. 

Was also tun mit Ethnologie? 

Gerade, um diese Frage ansatzweise zu klären, - und viel mehr, um uns, die Erstis, zu beruhigen -, fand in der vergangenen Woche ein Orientierungsabend zum Thema Berufswahl statt. Die Quintessenz des Abends ist relativ leicht gesagt, doch das Gefühl, dass uns dabei vermittelt wurde, ist von höherer Bedeutung; so wurden wir nämlich darin bestärkt, unseren Vorstellungen und "Träumen" zu folgen, diese nie aus den Augen zu lassen.
Eine derartige Antwort mag recht romantisch klingen, und doch ist sie gerade für uns Ethnologen, die wir auf einem schmalen Grad wandern, nicht zu verkennen. In der Ethnologie ist noch längst nicht alles gesagt; und in einer Wissenschaft, die den Menschen sich zum Zentrum machte, wird es nie an Experten mangeln. 
Ethnologen und Anthropologen sind weltweit gefragt - sei es in Unternehmen, in Museen oder konkret in Forschungsprojekten; mit meinem Master kann ich versuchen, mich im Journalismus zu verankern, genau so kann ich an der Universität arbeiten und später vielleicht sogar lehren -, man muss einzig sein Schlupfloch finden. 
Sicherlich bringt das einiges an Schwierigkeit mit sich, denn es ist stets leichter gesagt als getan; und doch: letztlich ist die Frage nicht, ob man eine Arbeit findet, sondern was man tut. Und mit der Ethnologie ist vieles möglich.

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