Es ist einer meiner letzten Tage in Marburg, bevor ich mich auf den Heimweg ins Ruhrgebiet begebe. Schon lange ist die Stadt leer, doch gerade scheint es, als stünden alle Studenten im Bahnhof am Schalter, um sich eine Fahrkarte zu kaufen.
Die Schlange der Anstehenden ist tatsächlich sehr beachtlich und nur langsam schiebt man sich und seinen Koffer vorwärts. Die Stimmung an diesem Morgen ist zäh, ein bisschen müde, und genau dies scheint auch eine clevere Seniorin zu bemerken. Freundlich nickend schiebt sie sich an den wartenden Studenten vorbei, lächelnd und steuert zielgerichtet den gerade freiwerdenden Schalter an.
Fassungslosigkeit ist uns anderen in die Gesichter geschrieben, verwunderte Blicke werden ausgetauscht und kommentarlos beobachten etwa fünfzehn wartende Menschen, wie die ältere Dame sich gekonnt die notwenigen Informationen einholt.
Letztlich nickt sie zufrieden, doch ihr Auftritt vor einem zusammen gewürfelten Bahnhofspublikum ist noch nicht vorbei. Anstatt nach rechts abzugehen, wählt sie siegessicher den Rückweg durch die Schlange. Wieder nickt sie und lächelt scheinbar jeden von uns einzeln an. „So muss ich nicht warten“, erklärt sie.
Es wird Zeit, nach Hause zu fahren.
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