Nur wenige Tage bleiben wir in Cáceres, bis wir schließlich nach Mérida fahren, das nur eine Autostunde entfernt ist und südlicher liegt. Als Kulturwissenschaftler können wir uns gegen einen Besuch des römischen Museums und des alten Amphitheaters – in dem wir und etwa hundert andere Touristen eine Hochzeit miterleben – nicht wehren.
Neben einem Tagesausflug nach Bádajoz und dem Besuch des dortigen Museums, ist dies der Teil der Exkursion, der uns selbst am meisten Freiraum bietet, und geradezu erschlagen von den Eindrücken, und begeistert von dem guten Wetter, verbringen wir die meiste Zeit auf den Plazas Méridas.
Doch je mehr Freizeit wir in Mérida haben, desto schneller vergeht sie auch. Und so sitzen wir nach zehn arbeitsintensiven, erholsamen und vergnüglichen Tagen wieder im Flieger, verlassen Spanien und die Extremadura.
Wir sind froh, nicht mehr aus dem Koffer leben zu müssen; schon beinahe jeder von uns hat nach zehn Tagen den Punkt erreicht, an dem er sich – geradezu gezwungen durch den spanischen Schlussverkauf – neue T-Shirts gekauft oder eben alte in Hotelbadezimmern von Hand gewaschen hat.
Schon im Madrider Flughafen freuen wir uns auf Körnerbrote und niedrige Lebensmittelpreise. Doch eben so, wie deutsche Alltäglichkeiten zum Luxus wurden, geschieht es uns nun genau so mit dem spanischen Leben, an das wir uns bereits so gewöhnt haben. Zu allererst sind da die Sonne und die Wärme, aber eben auch die Oliven, Chips oder Cracker, die zum Bier gereicht werden. Und genau so die Überraschung, die uns die Extremadura bereitete mit ihrer Vielseitigkeit und ihrer rauen und doch beeindruckenden Schönheit.
Aber was haben wir gelernt auf dieser Reise, auf dieser Exkursion, die meinen Studiengang im Gespräch mit anderen immer zwielichtiger erscheinen ließ und meine Gesprächspartner mit Fassungslosigkeit strafte? („Ihr fahrt mit der Uni nach Spanien?“ - "wir gucken uns die Extremadura an." - "Ihr guckt euch eine Gegend an?!")
Nun, eine Gegend tatsächlich erleben zu können, die man bisher nur aus (Tourismus-)Filmen kannte, ist natürlich ein Unterschied. Und dennoch ist es im Falle der Extremadura ein immenser; denn scheinbar verlacht vom Reste Spaniens, präsentierte sich die Gegend rund um Cáceres in einer erstaunlichen Schönheit. Das Feld, das in unserem Studiengang eine ganz besondere und existenzielle Funktion beinhaltet, erfährt einen neuen Stellenwert.
Denn es ist tatsächlich einiges daran, sich ein eigenes Urteil zu bilden; hätte es die Exkursion nicht gegeben, so hätte auch ich nicht viel von diesem Landstrich Spaniens gehalten, hätte Bilder schwarz-weißer Berge und unzugänglicher Täler vor Augen, in denen kein Mensch lebt.
Umso schöner also, dass wir dort waren.